Welches Problem will Ripple lösen?
Banken oder Zahlungsdienstleister stehen bei Transaktionen über Ländergrenzen hinweg (in verschiedenen Währungsräumen) vor zwei Problemen: Einerseits muss die Liquidität in allen involvierten Währungen gegeben sein und andererseits muss sichergestellt werden, dass die Zahlung auch funktioniert. Hierfür hat Ripple über die letzten Jahre sehr innovative Lösungen entwickelt. Wer sich näher mit dieser Thematik beschäftigen möchte, kann sich mit den sogenannten Nostro- und Lorokonten beschäftigen welche Banken in jeder Währung halten müssen, um liquide zu bleiben.

Grob beschrieben ist ein Nostrokonto (nostro, ital. "unser") ein Konto einer Bank bei einer anderen Bank. Ein Lorokonto (loro, ital. "ihr") ist dasselbe Konto, aber aus Sicht der Bank, auf welcher das Konto geführt wird. Wenn eine Bank nun eine Zahlung zwischen verschiedenen Währungsräumen durchführen möchte, muss sie die andere Bank erst beauftragen, das Nostrokonto dementsprechend zu belasten. Diese Konten sind mit immensen Kosten und Risiken (Inflation) verbunden, da das Geld (mehrere Trillionen weltweit) dort lediglich geparkt, jedoch normalerweise nicht verwendet wird. Des Weiteren müssen Nostrokonten in einer Fremdwährung funktionieren, das heißt, man ist dem Inflationsrisiko ausgesetzt. Banken stehen im internationalen Zahlungsverkehr also vor großen Problemen und Herausforderungen. Diese Probleme und Herausforderungen können mit Ripple zwar nicht vollständig gelöst werden, jedoch können die Kosten stark reduziert werden.
Ripple ist also nicht nur eine herkömmliche Kryptowährung, sondern verfügt über ein umfassendes System mit mehreren Produkten. In den sogenannten "RippleLabs" werden die verschiedenen Systeme von Ripple erforscht und entwickelt. Dazu gehören xRapid, xCurrent und xVia.
Ripple im Überblick
Kryptowährung | XRP |
Kurs | 0,36 € (+1,43% in 24h) |
Marktkapitalisierung | 18.261.859.013,99 € |
Erfinder | Chris Larsen, Jed McCaleb |
Veröffentlichung | 2012 |
Entwickler | Ripple Labs |
Use Case | Zahlungsnetzwerk |
Consensus Algorithmus | XRP Ledger |
Besonderheit | Keine Blockchain |
Whitepaper | Ripple Consensus Whitepaper |
Was ist xRapid?

xRapid stellt die Liquidität im internationalen Zahlungsverkehr sicher. Dadurch werden nicht nur die Kosten minimiert, sondern auch Transaktionen beschleunigt. Ein großes Problem für den internationalen Zahlungsverkehr ist das sogenannte Inflationsrisiko auf den Nostro- und Lorokonten, an denen Zahlungsdienstleister Einheiten jeder Währung halten. Durch xRapid wird der Kapitalbedarf auf den Nostro- und Lorokonten dramatisch gesenkt da die Liquidität On-Demand mit Hilfe des XRP Coins angeboten und nachgefragt werden kann. Des Weiteren muss nicht mehr jede Bank ein Nostrokonto führen, es genügt, wenn irgendjemand dies tut und bei Bedarf die Liquidität zur Verfügung stellt.
Was ist xCurrent?

xCurrent ist die Applikation welche aus der bereitgestellten Liquidität von xRapid den Zahlungsverkehr ermöglicht. xCurrent ermöglicht es, grenzüberschreitende Transaktionen kostengünstig binnen weniger Sekunden End-to-End abzuwickeln. Schätzungen von Ripple zufolge könnten Banken ihre Kosten im Zahlungsverkehr mit xCurrent um rd. 33% senken. Des Weiteren können mit xCurrent Validierungen ein- und ausgegangener Transaktionen in Echtzeit und unveränderlich bestätigt werden. Um Klarheit über Transaktionen zu schaffen, wurde vom RippleNet Advisory Board ein Rulebook entwickelt, welches den operativen und rechtlichen Rahmen vorgibt.
Was ist xVia?

xVia ist schließlich ein Interface und gleichzeitig die Verknüpfung von xRapid und xCurrent. Zahlungsdienstleister können mittels xVia grenzüberschreitende Zahlungen aus verschiedenen Währungsräumen effizient, zuverlässig, transparent und schnell durchführen. Des Weiteren können Dokumente wie Rechnungen oder Begleitschreiben angehängt werden. Derzeit können mit Ripple rund 1.500 Transaktionen pro Sekunde gesendet werden. Die Struktur von Ripple macht es jedoch problemlos möglich die Anzahl der Transaktionen pro Sekunde auf über 50.000 zu steigern. Dazu müssten lediglich mehr sogenannte „Trusted Validator Nodes“ zugelassen werden. Eine Transaktion im Ripple Netzwerk dauert ca. 4 Sekunden.
Ist Ripple (XRP) dezentral?
Die Kryptowährung XRP steht häufig in der Kritik und wird teils kontrovers diskutiert. Dies hat vor allem den Hintergrund, dass XRP nicht etwa dezentral ausgegeben wurde, sondern zum größten Teil zentral von den Entwicklern selbst gehalten wird. Rund 55% der gesamten XRP Coins sind derzeit den Entwicklern vorbehalten und auf einem Escrow (ein kryptografisch gesichertes Treuhandkonto) gespeichert. Dieser Escrow stellt sicher, dass die Entwickler nicht laufend auf ihre gesamten reservierten 55 Milliarden XRP zugreifen können, sondern lediglich auf 1 Milliarde Coins pro Monat. In den letzten Monaten wurden durchschnittliche rd. 300 Millionen neue XRP pro Monat in Umlauf gebracht.
Ein weiterer Punkt, der für eine Zentralität von XRP spricht, ist, dass es derzeit sogenannte Validator Nodes braucht, um Transaktionen im Netzwerk zu bestätigen. Es gibt derzeit nur wenige solcher Nodes. Alle Validator Nodes werden derzeit von Ripple selbst betrieben. Derzeit gibt es mehrere Hundert Nodes, jedoch können nur sogenannte „Trusted Nodes“ Transaktionen validieren. Diese Validierung eines Nodes als „Trusted Node“ muss zentralisiert von Ripple erfolgen. Diese zentrale Autorisierung führt zu einer starken Einflussnahme und damit einer starken Zentralität von Ripple bzw. XRP.
Es gilt jedoch festzuhalten, dass sich Ripple dieses Problems sehr wohl bewusst ist und daran arbeitet eine Lösung dafür zu schaffen. Trotz dem Ideal hinter Kryptowährungen, den Menschen die persönliche Freiheit zurückzugeben und die Welt weiter von unnötigen Mittelsmännern zu befreien, hat Ripple in einem Punkt sicher recht: Wenn Ripple gegen etablierte Institutionen wie z. B. SWIFT im Zahlungsverkehr eine Chance haben will, muss es einen zentralen Ansprechpartner geben; und das ist Ripple. Damit Ripple Einfluss auf die Entwicklung nehmen kann, müssen sie daher nicht nur finanziell mit den nötigen Ressourcen ausgestattet sein, sondern auch einen Einfluss auf die Verteilung der XRP Coins nehmen können. Der XRP Coin hat den Zweck als zentrale Einheit der Liquidität im Ripple System zu dienen.
Wie hängen Ripple und der XRP Coin zusammen?
Die Technologie hinter Ripple ist fulminant und beinhaltet das Potenzial, sich als "Bitcoin der Banken“ durchzusetzen.

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Das einzige was man nicht vergessen darf ist, dass das System hinter Ripple die Innovation darstellt; nicht der XRP Coin. Der XRP Coin kann theoretisch einfach gegen einen anderen Coin getauscht werden. Derzeit wird der XRP Coin jedoch im Ripple Netzwerk verwendet da er von Ripple selbst ausgegeben wird. Auf den ersten Blick spricht einiges dafür, dass Banken einfach das Ripple System nutzen und ihren eigenen Coin erschaffen. Im nachfolgenden Part werden wir darauf eingehen, warum Banken genau das nicht tun sollten.
Wofür wird die Währung XRP benötigt?
Dadurch, dass Ripple das derzeitige Finanzsystem lediglich unterstützen will und den eigentlichen Grundgedanken der Blockchain nicht völlig teilt, argumentieren Kritiker, dass Ripple lediglich ein Startup betreiben sollte und den Kryptowährungsmarkt mit ihrem XRP Coin nicht missbräuchlich benutzen sollte.

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Auf den ersten Blick erscheint dieses Argument völlig legitim. Wenn man jedoch genauer über die Funktionalität des Ripple Systems nachdenkt, fällt einem auf, dass für das Ripple System eine einzelne zentrale und bankenunabhängige Währung zum Funktionieren durchaus Sinn macht. Nun muss diese Währung nicht zwingend XRP sein - durch seine vorherrschende Stellung unter den Ripple Entwicklern sowie seine Position als „First-Mover“ ist dies jedoch sehr wahrscheinlich. Es könnte jedoch auch sein, dass Banken ihre eigenen Bankcoins erschaffen und das Ripple Netzwerk mit ihrem eigenen Coin Nutzen wollen.
Brad Gearlinghouse, der CEO von Ripple veröffentlichte zu dieser Problematik einen Leitartikel in welchem er insbesondere auf zwei Szenarien im Zusammenhang von Ripple mit sogenannten Bankcoins eingeht.
Im ersten Szenario entscheiden sich Banken rund um den Globus ihre Konkurrenzhaltung und geopolitischen Differenzen abzulegen und eine gemeinsame Währung zu schaffen, welche gemeinsam reguliert und genutzt wird. Eine „fette Chance“- so Brad Garlinghouse.
Im zweiten und viel wahrscheinlicheren Szenario werden Banken nicht gemeinsam, sondern lediglich einzeln oder in Gruppen solche Bankcoins veröffentlichen und diese jeweils individuell regulieren und verwalten. Im zweiten Szenario müssten Banken in direkter Folge einen Marktplatz für den Austausch zwischen ihren Währungen schaffen. Dadurch, dass Banken den Preis ihrer eigenen Coins einfach selbst manipulieren könnten, müssen diese ihre Währungen durch Fiatwährungen gedeckt werden. Einerseits muss für einen effizienten Austausch mehrerer digitaler Währungen zwischen Banken erstmals ein Markt für all diese Währungen entstehen. Andererseits führt die Deckung des Bankcoins mit einer Vielzahl von Währungen dazu, dass aus ihm eine Verbindlichkeit wird. Eine Bank garantiert, dass der Coin zumindest den hinterlegten Betrag Wert ist. Eine Bezahlung mittels dieses Coins hätte zur Folge, dass auch die Deckung grenzübergreifend verschoben werden müsste- was uns wiederum zu unserem heutigen Ausgangsproblem führen würde.
XRP wäre hingegen von allen Banken universell einsetzbar und es gibt bereits ein klares Rulebook. Das hohe Wechselkursrisiko im derzeitigen System wird durch die internationalen Zahlungen in wenigen Sekunden minimiert. Des Weiteren kann Ripple als System schnelle Zahlungen zwar mit jeder Währung garantieren, jedoch können diese schnellen Zahlungen nur mit XRP auch schnell und vor allem günstig abgewickelt werden. Wenn eine Bank ihren eigenen Bankcoin benutzt um Zahlungen abzuwickeln, muss sie dennoch jede Währung auf den Nostro- und Lorokonten Konten halten, um die Abwicklung garantieren zu können. Mit XRP muss die Bank keine Nostro- und Lorokonten mehr führen, da es egal ist wer die XRP in der Fremdwährung hält, es geht nur darum, dass es einer tut. Im Anschluss werden diese über das XRP System einfach ausgetauscht (durch gleichzeitige An- und Verkäufe). Damit hat XRP einen entscheidenden Vorteil gegenüber potenzieller Bankcoins.
Zusammenfassend kann man sagen, Ripple möchte das „Bitcoin für Banken“ werden. Die Ripple Datenbank löst das Liquiditätsproblem im internationalen Zahlungsverkehr dadurch, dass unter den Teilnehmern Schuldscheine (genannt IOU, "i owe you") ausgetauscht werden. Diese Schuldscheine speichern wie viel ein Teilnehmer einem anderen Teilnehmer in welcher Währung schuldet. Banken können sich diese Schuldscheine in einem gigantischen Volumen, vergleichbar mit VISA Transaktionen, gegenseitig binnen Sekunden, transparent, nahezu kostenlos und unmanipulierbar ausstellen.
Wer nutzt das Ripple Netzwerk bereits?

Es gibt bereits mehrere Unternehmen, die Ende 2017 bzw. Anfang 2018 damit begonnen haben, Ripple zu testen. Dazu zählen zahlreiche Banken oder Zahlungsdienstleister wie z.B. Western Union, Moneygram oder Santander. Insgesamt hat Ripple bereits über 100 Partnerschaften - darunter Banken, Zahlungsdienstleister und Börsen für digitale Assets. Daran lässt sich erkennen, dass Ripple allmählich eine ausgereifte Lösung für Bezahlungen in internationalen Währungsräumen bieten kann und große Unternehmen bereits auf Ripple aufmerksam geworden sind. Viele Unternehmen werden wohl abwarten, welches Fazit die Tester für Ripple ziehen. Sollte dieses positiv ausfallen, kann es rasch dazu kommen, dass Ripple nicht nur Grenzübergreifend, sondern auch Institutsübergreifend eingesetzt wird.
